In der 90. Minute verschwand Nordi Mukiele in einer schwarz-roten Jubeltraube. Was in der laufenden Champions-League-Saison weder Manchester City, noch der FC Arsenal oder RB Leipzig geschafft hatte, gelang Bayer 04 Leverkusens Verteidiger spät am Dienstagabend per Abstauber: ein Tor gegen Inter Mailand. Durch den verdienten Sieg gegen den italienischen Meister hat der Werksklub Platz zwei übernommen, die K.o.-Phase der Champions League sicher und gute Aussichten auf einen Platz unter den besten acht Klubs, der zur direkten Achtelfinal-Qualifikation berechtigt. Im neuen Jahr tritt Bayer 04 bei Atlético Madrid an und empfängt Sparta Prag.
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Xabi Alonso hatte seine Mannschaft im Vergleich zum 2:1-Zittersieg über St. Pauli in der Bundesliga auf drei Positionen verändert. Arthur und Aleix Garica saßen zunächst draußen, Nordi Mukiele und Jeremie Frimpong rückten ins Team. Im Tor erhielt Matej Kovar den Vorzug vor Kapitän Lukas Hradecky – dem Finnen blieb nach dem DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den FC Bayern (1:0 n.V.) in einem Highlight-Spiel erneut nur ein Platz auf der Bank. Neben ihm saß Patrik Schick, für den tschechischen Torjäger hatte es nach Wadenproblemen zwar für den Kader, jedoch nicht für die Startelf gereicht. Bayer 04 begann also erneut ohne klassischen Neuner. Gegen die italienischen Defensivkünstler, die in fünf Königsklassen-Duellen noch ohne Gegentor blieben, sollten es im Angriffsspiel Jeremie Frimpong, Nathan Tella und Superstar Florian Wirtz richten.
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Nathan Tella mit frühem Lattenschuss
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Bayer 04 begann dominant und erspielte sich nach nicht einmal drei Minuten eine Großchance. Exequiel Palacios hatte Frimpong rechts schön in Szene gesetzt, der Niederländer flankte ins Zentrum, wo Tella den Ball volley nahm und ihn an die Latte zimmerte. Inter stand eng gestaffelt und tief in der eigenen Hälfte. Bayer schob den Ball hin und her, biss sich am Mailänder Beton aber immer wieder die Zähne aus. Nach 26 Minuten landete der Ball von links bei Palacios, dessen abgefälschter Schuss knapp übers Tor segelte.
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Auf der anderen Seite wurde es vor allem dann gefährlich, wenn Leverkusens Keeper Kovar das Spiel mit einem flachen Pass zu einem seiner Vorderleute eröffnen sollte. Das ging gleich mehrfach fast schief, doch die Italiener schlugen die Einladungen allesamt aus. Weil Schiedsrichter Slavko Vincic aus Slowenien in der 33. Minute einen Tritt des früheren FC-Profis Yann Bisseck gegen den früheren FC-Jugendspieler Wirtz im Strafraum nicht als Foul ahndete, blieb es zur Pause torlos. Kein überraschendes Ergebnis einer italienischen Topmannschaft, der amtierende Meister ist derzeit Tabellendritter in der Serie A.
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Bayer 04 Leverkusen beißt sich die Zähne aus
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Nach dem Seitenwechsel veränderte sich kaum etwas am Spielgeschehen. Bayer 04 war das dominante und nach offensiven Lösungen suchende Team. Inter versammelte zwei massive Reihen im und am eigenen Strafraum und ließ den Doublesieger kommen. Weil Mailand das Verteidigen nahe der Perfektion beherrscht, sehnte die Werkself geniale Momente von Wirtz oder Frimpong herbei. Doch die waren eine Rarität. Nach 53 Minuten dribbelte sich Leverkusens Regisseur schön durch drei Mailänder durch und bediente seinen niederländischen Kumpel. Doch Frimpongs Außenrist-Versuch ging am Tor vorbei. Gleiches galt für Tahs Gewaltschuss wenig später (65.). Da Bayer 04 defensiv konzentrierter als in Halbzeit eins stand und Inter fast gänzlich auf frühes Anlaufen verzichtete, kam es kaum noch zu Situationen, in denen Leverkusen das Spiel mit viel Risiko am eigenen Strafraum eröffnen musste.
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Später Jubel dank Nordi Mukiele
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In der Schlussphase zog sich Bayer 04 dann zeitweise zurück. Einerseits, um nach dauerhaftem Anrennen und phasenweise Handball-artigem Umstellungen des Mailänder Strafraums dem Spiel eine andere Dynamik zu verschaffen. Andererseits, da die Kräfte schwanden – und Xabi Alonso auf der Bank kaum fitte Alternativen hatte. Der Spanier wechselte das erste Mal nach 83 Minuten, für Tella kam der Franzose Martin Terrier.
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Als sich die meisten Fans in der ausverkauften Bay-Arena wohl schon auf ein respektables 0:0 eingestellt hatten, blitzte die Leverkusener Stärke der Doublesaison auf – späte Siegtore, diesmal durch Nordi Mukiele, den Mann des Abends.