In Liverpool knallte es gestern den gesamten Dienstag über. Der graue November-Himmel wurde immer wieder von Leuchtkörpern erhellt, Böllerschläge dröhnten durch die Häusergassen. Das lag aber nicht etwa an der Vorfreude auf das Champions-League-Spiel des Liverpool FC gegen Bayer 04 Leverkusen am Abend, sondern am 5. November. An diesem Datum wird in England jährlich die Bonfire Night gefeiert. Damit wird an den gescheiterten Mordversuch an Englands König James I. im Jahr 1605 erinnert. Feuerwerk, Lagerfeuer und Wunderkerzen sind klassischer Bestandteil dieser Feier.
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Traditionell wird eine Puppe auf ein Lagerfeuer gestellt, die Drahtzieher Guy Fawkes darstellen soll. Von einem fußballerischen Feuerwerk war die Partie ein gutes Stück entfernt, endete dann aber auch mit einem großen Knall. Leverkusen schaffte es in der ersten Hälfte, Liverpool komplett kaltzustellen, machte sich diesen Auftritt aber nach dem Seitenwechsel mit vielen Ungenauigkeiten kaputt und ging unter. Liverpool feierte somit am vierten Spieltag in der Königsklasse einen verdienten 4:0 (0:0)-Sieg.
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Alonso setzt in Liverpool auf drei zentrale Mittelfeldspieler
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„Der Trainer hat gesagt, hier zu spielen, ist eine große Challenge“, hatte Granit Xhaka vor dem Spiel gesagt. „Vor allem wenn man die Fans hier ein bisschen wachrüttelt und wenn die mal aufstehen, dann wird es sehr, sehr schwer. Aber wir haben einen klaren Gegenplan, wir wissen genau, was wir wollen und versuchen natürlich, unser Spiel durchzuziehen.“
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Trainer Xabi Alonso, der von 2004 bis 2009 für Liverpool auflief und einen herzlichen Empfang und Sprechchöre bekam, setzte dafür auf ein 3-5-2-System mit drei zentralen Mittelfeldspielern, das gegen den Ball auch gerne zum 4-4-2 wurde. Um die starken Liverpooler Außen Mohamed Salah und Cody Gakpo zu verteidigen, rückte Granit Xhaka auch immer mal wieder in die Viererkette, damit Edmond Tapsoba und Piero Hincapie früher Zugriff auf die wendigen Dribbler bekamen. Die Taktik ging in den ersten 45 Minuten vollends auf. Bayer 04 hatte am Ende der Hälfte 58 Prozent Ballbesitz und gestattete den Hausherren nur ganz wenige Abschlüsse.
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Curtis Jones prüfte Lukas Hradecky erstmals nach Fehler von Edmond Tapsoba (14.), danach kam lange nichts mehr. Trent Alexander-Arnold scheiterte mit einem Freistoß aus aussichtsreicher Position an der Mauer (36.). Hradecky hielt kurz vor der Halbzeit noch zweimal gegen Salah und Gakpo – beides keine großen Herausforderungen für den Torhüter. Das war’s von Liverpooler Seite. Was sich auch an der Stimmung im Stadion bemerkbar machte. Von der legendären Atmosphäre an der Anfield Road war wenig zu spüren.
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Leverkusen kontrolliert das Spiel in der ersten Halbzeit – Frimpong-Tor zählt nicht
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Die Gäste kamen ebenfalls nicht zu vielen Chancen, kontrollierten das Spiel aber und wirkten insgesamt gefährlicher. Tapsoba forderte LFC-Keeper Caoimhin Kelleher (14.), der für den verletzten Allison im Tor stand. Den größten Aufreger der ersten Halbzeit gab es nach 20 Minuten. Nach einer schönen Kombination über Exequiel Palacios und Florian Wirtz war Jeremie Frimpong auf dem Weg zum Tor und fiel nach einer Berührung von Virgil van Dijk. Die Pfeife des niederländischen Schiedsrichters Danny Makkelie blieb stumm. Auch der VAR griff nicht ein – eine höchst umstrittene Entscheidung.
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Richtig war hingegen das vermeintliche 1:0 von Frimpong wegen Handspiels im Vorfeld zurückzunehmen (43.).
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Nach der Halbzeitpause kam Liverpool besser aus der Kabine, was vor allem an nun fehlerbehafteteren Leverkusenern lag. Auch das Publikum wachte nach und nach auf. Es war zu spüren, dass die Führung für die Gastgeber in der Luft liegt – und so kam es dann auch. Curtis Jones spielte einen herrlichen Steckpass hinter die Leverkusener Abwehrkette und Luis Diaz lupfte den Ball ganz lässig über Hradecky hinweg ins Tor zum 1:0 (61.). In den Jubel über die Führung rollte schon der nächste Liverpooler Angriff über Diaz und Salah.
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Liverpool dreht nach der Pause auf – Luiz Diaz mit Dreierpack
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Der Ägypter brachte den Ball direkt mit seinem schwächeren rechten Fuß auf den langen Pfosten zu Ryan Gravenberch, der 137 Sekunden nach der Führung zum 2:0 einköpfte. Der Schiedsrichter-Assistent erkannte den Treffer zwar wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung ab, doch der VAR kassierte die Entscheidung (65.). Nun waren die 3200 Leverkusener Anhänger im ausverkauften Stadion nicht mehr zu vernehmen. Das hätte sich ändern können, hätte Victor Boniface kurz später den Anschlusstreffer erzielt. Doch sein Kopfball aus guter Position ging am Pfosten vorbei (68.).
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In der Folge verwaltete Liverpool das Ergebnis und war einem Tor stets näher als Leverkusen. Luis Diaz nutzte schließlich einen kapitalen Fehler von Tapsoba zum 3:0 (83.) und legte später noch das 4:0 (90.+2) bei einem Konter nach.
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Für Leverkusen ist die Ausgangssituation in der reformierten Champions League mit sieben Punkten nach vier Spielen aber weiterhin gut. Die nächste Partie steht am Dienstag, 26. November gegen Salzburg an. In der Bundesliga geht es schon am Samstag bei Schlusslicht VfL Bochum (15.30 Uhr, Sky) weiter.
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